Pop-Up-Projekt für gratis Lebensmittel in Chicago
Temporäre Pop-Up-Märkte gegen das Ladensterben
Eine Künstlergruppe versorgt unterprivilegierte Stadtviertel in Chicago mit kostenlosen Lebensmitteln. Die Künstler nutzen verlassene Ladenfronten und leere Wände, um frei zugängliche Regale anzubringen. Anwohner können Produkte herausnehmen oder neue hineinstellen.
Anwohner haben mit Ladensterben zu kämpfen
Die Corona-Pandemie und die Unruhen nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd haben die Not in vielen US-amerikanischen Communitys verschärft. „Unsere Gemeinden brauchen schon lange Hilfe, auch bevor George Floyd ermordet wurde“, sagt Jon Veal, Mitbegründer von alt_: „Lange vor den Plünderungen, lange vor COVID, waren viele schwarze Viertel bereits Lebensmittel-Wüsten". Für die Anwohner bedeutet das, sie müssen weite Wege auf sich nehmen, um Lebensmittel und Dinge des täglichen Gebrauchs einzukaufen. Das kostet Zeit und Geld, denn viele besitzen kein eigenes Auto und sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Inspiriert vom Konzept der Free Little Libraries, die über Chicago verstreut sind, hat die Künstlergruppe alt_ jetzt Pop-Up-Minimärkte mit kostenlosen Lebensmitteln in den Communitys von South und West Austin gestartet.
Temporäre Pop-Up-Märkte für kostenlose Lebensmittel
Mit seinen „alt_markets“ möchte die Gruppe um Veal gleichzeitig helfen und auf die prekäre Situation vieler Neighbourhoods aufmerksam machen. Die Kunstinstallationen bestehen aus frei zugänglichen Regalen, die vor verlassenen Ladenfronten oder an leeren Wänden angebracht sind. „Take & Give“ steht dort und „Free“ - alle Lebensmittel und Haushaltswaren in den Regalen sind kostenlos, sie werden von Anwohnern und Hilfsorganisationen gespendet. Menschen, die Lebensmittel benötigen, können sich Produkte umsonst herausnehmen.
Eine symbolische Geste kann viel bewegen
Die Idee zu den kostenlosen Pop-Up-Märkten kam im Juni auf, als die Künstler von alt_ Hunderte von Hilfspaketen verschenkten, um den Vierteln zu helfen. Aufgrund der Pandemie und der Unruhen hatten Supermärkte und Tante-Emma-Läden zugemacht. Anstatt weiter nur Lebensmittel zu verteilen, beschloss die Gruppe, ein Modell für temporäre Shops zu entwickeln. „Es gibt Händler, die mehr als genug Vorräte haben, um sie zu verteilen“, erklärt Veal, „es geht nur darum, den richtigen Platz dafür zu finden. Wir sind nur Künstler, unsere Arbeit ist symbolisch. Aber eine symbolische Geste kann viel bewegen“.
Kooperation mit Grocery Run Club
Mehrmals wöchentlich fahren die Künstler der alt_Gruppe die Pop-Up-Shops an und füllen die Regale wieder auf. Mittlerweile haben die Anwohner das Konzept gut angenommen, viele freiwillige Helfer beteiligen sich an der Aktion. Da die Märkte offen zugänglich sind, kann jeder einfach und schnell Vorräte entnehmen oder einstellen. Im nächsten Schritt hat sich alt_ jetzt mit der Hilfsorganisation Grocery Run Club zusammengetan: Der Verein bietet ein Abonnement an, bei dem Menschen rund zehn US-Dollar pro Monat spenden. Das Geld wird für den Kauf von Lebensmittel für bedürftige Familien verwendet. Lucía Angel, Co-Gründerin des Grocery Run Clubs freut sich über die Zusammenarbeit mit alt_: „Das Arrangement könnte dazu beitragen, dass aus den temporären Pop-Up-Stores von alt_ eine langfristige, verlässliche Quelle für Nahrungsmittel in der Community wird“.